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Nach Anschlag von Amsterdam: Reporter weiter in Lebensgefahr

Am zweiten Tag nach dem Mordanschlag ist der Gesundheitszustand des niederländischen Reporters Peter R. de Vries (64) nach wie vor äusserst kritisch.

Agentur
sda
08.07.21 - 04:53 Uhr
Ereignisse
Eine Frau steht vor Blumen am Tatort, nachdem dort am Abend des 6. Juli der niederländische Journalist de Vries niedergeschossen wurde. Foto: Molly Quell/AP/dpa
Eine Frau steht vor Blumen am Tatort, nachdem dort am Abend des 6. Juli der niederländische Journalist de Vries niedergeschossen wurde. Foto: Molly Quell/AP/dpa
Keystone/AP/Molly Quell

«Peter kämpft noch immer um sein Leben», sagte der Chef des TV-Senders RTL, Peter van der Vorst. «Wir beten alle um ein Wunder.» Der Reporter arbeitete für den Sender. De Vries war am Dienstagabend mit schweren Kopfverletzungen in ein Amsterdamer Krankenhaus gebracht worden. Ein Mann hatte mehrere Schüsse auf ihn abgegeben. Das Justizministerium kündigte an, dass Sicherheitsmassnahmen verschärft werden sollten, um den Rechtsstaat zu schützen.

Inzwischen laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Zwei Männer waren nur wenige Stunden nach der Tat festgenommen worden. Einer von ihnen, ein 35 Jahre alter Pole mit Wohnsitz im Südosten der Niederlande, soll erst in der vergangenen Woche wegen Bedrohung für kurze Zeit festgenommen worden sein, berichten mehrere Medien. Am Freitag werden beide dem Haftrichter vorgeführt.

Noch ist aber nicht deutlich, wer hinter der Tat steckt. Die Hinweise verdichten sich, dass das organisierte Verbrechen verantwortlich ist. De Vries ist seit Beginn 2020 Vertrauensperson des Kronzeugen in einem grossen Strafprozess, der zur Zeit in Amsterdam läuft. Er war mehrfach bedroht worden, hatte Personenschutz jedoch strikt abgelehnt. Bereits 2019 war der Verteidiger des Kronzeugen erschossen worden, zuvor hatte man auch den unschuldigen Bruder des Kronzeugen getötet.

Die Tat hat die Niederlande geschockt und auch Entsetzen im Ausland ausgelöst. Vertreter der EU und von Regierungen verurteilten den Anschlag als Angriff auf den Rechtsstaat. Internationale Journalistenverbände sprachen von einem Anschlag auf die Unabhängigkeit des Journalismus in Europa und forderten eine rückhaltlose Aufklärung.

De Vries ist der führende Kriminalreporter der Niederlande und tritt regelmässig auch als Sprecher von Opfern bei Prozessen auf. Er hatte zudem an der Aufklärung mehrerer spektakulärer Fälle mitgewirkt. Regelmässig ist er Gast bei TV-Talkshows. International bekannt wurde der Reporter 1987 mit seinem Bestseller über die Entführung des Bierbrauers Freddy Heineken. 2008 gewannt er einen Emmy Award für seine Reportagen über den Fall von Natalee Holloway. Die Amerikanerin war 2005 auf Aruba verschwunden und vermutlich von einem Niederländer getötet worden.

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Peter de Vries hat im Bereich der Organisierten Kriminalität recherchiert, insbesondere um Ridouan Taghi und sein Kartell. Die Niederlande sind in den letzten Jahren wegen ihrer liberalen Drogenpolitik und der offenen Einwanderungsgesellschaft mehr oder minder ein Nacro-Staat geworden. R. Taghi hat mit seiner Bande eigentliche alle Konkurrenten in den Niederlanden ausgeschaltet. Zeitgleich hat er einen internationalen Drogenring gebildet.
Gefallen ist R.Taghi nur wegen des Druckes der DEA und des FBI die eben sowas unter "Narco Terrorismus" einstufen und massiven Druck auf die EU ausgeübt haben. Peter de Vries hatte gute Kontakte zum Kronzeugen gegen R. Taghi. Nach der Verhaftung von R. Taghi sind der Bruder des Kronzeugen, sein Anwalt und weitere Personen ermordet worden.
Die Leute jedoch, die Peter de Vries angriffen, sind vermutlich nur einfache Auftragsmörder.

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