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Skurrile Bündner Raubüberfälle

Der Raubüberfall auf die Graubündner Kantonalbank (GKB) am Churer Postplatz dürfte als eines der skurrilsten Verbrechen in die Geschichte eingehen. Im Kampf um den Titel des «dümmsten Bankräubers Graubündens» dürften nur noch die Churer Posträuber von 1986 mitkonkurrieren.

15.02.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Banküberfälle sind keine Seltenheit – erfolgreiche Banküberfälle hingegen schon.
Banküberfälle sind keine Seltenheit – erfolgreiche Banküberfälle hingegen schon.
PIXABAY / MONTAGE: BERNHARD AEBERSOLD

Der Banküberfall vom Donnerstag, 13. Februar, gleicht einem dreiteiligen Stafettenlauf. Beim ersten Posten betritt der mutmassliche Täter, ein 55-jähriger Tscheche, die GKB am Churer Postplatz. Er feuert zwei Schüsse mit einer Schreckschusspistole ab und erbeutet mehrere zehntausend Franken. Danach folgt die Strecke zu Posten Nummer zwei.

Im nahegelegenen «ELA Coffee & Cocktails» nimmt er mit seiner Lederjacke ganz hinten im Café Platz und bestellt ein Bier. Das Hopfengetränk kann er allerdings nicht mehr wirklich geniessen. Nach knapp drei Schlücken fordern Einheiten der Kantonspolizei Graubünden den Mann auf, mit erhobenen Händen aufzustehen und das Lokal zu verlassen. In Begleitung der Polizei tritt der Tscheche den Weg zu Posten drei an: Ins Gefängnis.

Vom Schnitzel über den Käsetoast

Die Inhaberin des Cafés an der Reichsgasse ist sich skurrile Gäste gewohnt, behandelt aber alle gleich. «Ein Gast ist ein Gast und wenn jemand morgens um neun Uhr ein Bier will, bringe ich ihm ein Bier», sagt Eliane Steingruber. Sie überlegte sich gar noch, einen Käsetoast für ihn zu machen, da er eigentlich noch ein Schnitzel zum Bier haben wollte, was sie aber nicht anbot. Aber auch zum Käsetoast kam es dann nicht mehr.

Rückblick: Churer Postraub

Ein ähnlich skurriler Raubüberfall ereignete sich 1986 in Chur und ist manch einem als der «Churer Postraub» geläufig. 

Sechs verschuldete Churer überfielen damals einen Geldtransporter. Mit einem Auto versperrten sie den Weg, stiegen mit hölzernen Pistolenattrappen bewaffnet aus dem Auto und zwangen die beiden Insassen des Geldtransporters auszusteigen und sich auf den Boden zu legen. Die beiden Insassen erkannten die Pistolenattrappen nicht als solche und leisteten Folge.

Die Räuber entwendeten einen mit Geld gefüllten Postsack und machten sich im Auto davon. Sie erhofften sich eine Beute von mehreren hunderttausend Franken und staunten dementsprechend, als sie schliesslich ganze 2.5 Millionen Franken in den Händen hielten – frisch gedruckt von der Nationalbank.

Von der Waschküche ins Gefängnis

Die sechs Churer beschlich ein ungutes Gefühl und wussten nicht recht wohin mit all dem Geld. Ein Vertrauensmann legte den Räubern deshalb nahe, das Geld unbedingt zu waschen, um nicht aufzufallen. Diesen Rat nahmen sie sich zu Herzen und schaufelten das Geld prompt in die Waschmaschine.

Nach dem Waschgang hingen die «schlauen» Räuber die Noten im Garten an die Wäscheleine, was von einem Nachbarn nicht unerkannt blieb. Prompt alarmierte dieser die Polizei, welche die Posträuber dingfest machen konnte.

Dreimal die gleiche Bijouterie ausgeraubt

Ebenfalls für Schlagzeilen sorgte eine mehrmalige Diebestour in Samnaun. Im April, Mai und August 2018 wurde dreimal hintereinander dieselbe Bijouterie überfallen. Einen Tag nach dem Überfall im August konnten die Täter im norditalienischen Verona dingfest gemacht werden. Vom Diebesgut fehlte allerdings jede Spur. Einen Monat nach der Tat entdeckte eine Pilzsammlerin unweit des Dorfes Samnaun einen Grossteil der Beute.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt also: Raubüberfälle haben in Graubünden einen schweren Stand – auch weil sich die Täter manchmal selbst das Leben schwer machen. (bae)

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