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Behörden schliessen Gefahr durch Blei rund um Notre-Dame aus

Nach dem Feuer in der Pariser Kathedrale Notre-Dame schliessen die französischen Behörden die Gefahr einer Bleivergiftung für Anwohner aus. Ab nächster Woche sollen die wegen der Gefahr gestoppten Bauarbeiten wieder aufgenommen werden.

Agentur
sda
06.08.19 - 20:30 Uhr
Ereignisse
Ab kommender Woche soll der wegen der Gefahr von Bleivergiftungen gestoppte Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame wieder aufgenommen werden.
Ab kommender Woche soll der wegen der Gefahr von Bleivergiftungen gestoppte Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame wieder aufgenommen werden.
KEYSTONE/EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON

«Alle Tests, die wir in einem Umkreis von 500 Metern um Note-Dame vorgenommen haben, sind negativ», sagte der stellvertretende Pariser Bürgermeister Emmanuel Grégoire am Dienstag im Sender LCI. «Das heisst: Es besteht keine Gefahr.»

Die französischen Behörden räumten allerdings erhöhte Bleiwerte an einigen Schulen und Krippen ein. Zudem müssen mehr als 160 Kinder regelmässig untersucht werden.

Hochgiftiges Blei geschmolzen

Beim Brand am 15. April waren das Dach und der Spitzturm der gotischen Kathedrale zerstört worden. Hunderte Tonnen hochgiftiges Blei, die dort verbaut worden waren, waren in der Hitze geschmolzen.

Umweltschützer warnten schon damals, dass die freigesetzten Bleipartikel ein Risiko für die Gesundheit der Anwohner darstellten. Blei im Körper kann zu neurologischen Schäden und Nierenproblemen führen, insbesondere bei Kindern.

Mitte Juli berichtete das französische Enthüllungsportal «Mediapart», dass in Schulen und Krippen in der Umgebung von Notre-Dame gefährlich hohe Bleistaubkonzentrationen gemessen worden seien. Bei einer Grundschule wurde der Grenzwert demnach um das Zehnfache überschritten. Die Behörden hatten dem Bericht zufolge bis Mai damit gewartet, Proben in den zehn Schulen und Krippen im Umkreis von 500 Metern um die Kathedrale zu nehmen.

Am Montagabend veröffentlichten die Pariser Behörden nun die Ergebnisse neuer Messungen in den Schulen und Krippen rund um Notre-Dame. Im Durchschnitt wurden demnach weniger als 70 Mikrogramm Blei pro Quadratmeter gemessen.

Wenn dieser Grenzwert überschritten wird, empfehlen die französischen Gesundheitsbehörden, die Bleikonzentration im Blut kontrollieren zu lassen. Nach dem Brand waren die Bleiwerte in der Pariser Innenstadt teilweise deutlich höher gewesen.

Wie die Behörden einräumten, wurden an einigen Schulen und Krippen ausserhalb des 500-Meter-Umkreises vereinzelt auch zuletzt noch mehr als 1000 Mikrogramm Blei pro Quadratmeter gemessen, etwa auf Pausenplätzen. Sie sollen nun bis zum Ende der Sommerferien gründlich gereinigt werden, wie Vize-Bürgermeister Grégoire zusagte.

Kinder werden überwacht

Die Gesundheitsbehörde der Region Ile-de-France, die quasi dem Grossraum Paris entspricht, erklärte zudem, die Zahl der Kinder, deren Blut regelmässig auf Blei untersucht wird, sei im Juli auf mehr als 160 gestiegen - sie hat sich damit verdoppelt.

Sechs der Kinder stehen demnach unter besonderer Überwachung, weil in ihrem Blut ein Bleigehalt von 25 bis 50 Mikrogramm pro Liter gemessen wurde. Bei einem Kind liegt die Bleibelastung den Angaben zufolge sogar über 50 Mikrogramm pro Liter.

Es geht in eine Schule, die Ende Juli wegen hoher Bleiwerte auf dem Schulhof geschlossen worden war. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde ist aber noch nicht zweifelsfrei geklärt, ob das Blei im Blut des Kindes bei dem Brand freigesetzt wurde. Bei seiner Schwester, die in einen Kindergarten im selben Gebäude geht, wurden weniger als 25 Mikrogramm pro Liter gemessen.

Arbeiten gestoppt

Vor knapp zwei Wochen waren die Wiederaufbauarbeiten an der Kathedrale gestoppt worden, weil die Bleibelastung zu hoch war. Sie sollen erst ab der kommenden Woche schrittweise wieder aufgenommen werden, wenn es neue Schutzvorkehrungen für die Arbeiter gibt.

Am Montag hatten Gewerkschaften und Verbände die Behörden aufgefordert, den Schutz noch zu verbessern. Die Idee, eine Schutzglocke um die Kirche zu errichten, wies Grégoire allerdings zurück. Eine solche Konstruktion sei «aus technischer und finanzieller Sicht» zu komplex.

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