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Felssturz verfehlt Wanderer nur knapp – die Strasse bleibt trotzdem offen

Ganz in der Nähe einer Fussgängergruppe ist an der Betliserstrasse bei Weesen ein Felssturz niedergegangen. Die Strasse am Walensee war zeitweise gesperrt. Demnächst sollen Sanierungsmassnahmen mehr Sicherheit bringen.

Christine
Schibschid
20.06.19 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Die Wucht der Steine beschädigt Strassen. . .
Die Wucht der Steine beschädigt Strassen. . .

Das hätte ein schlimmes Ende nehmen können: Auf der Betliserstrasse bei Weesen sind mehrere Personen Anfang Woche Zeugen eines Steinschlags geworden. «Fünf Mitglieder einer Familie waren in unmittelbarer Nähe», bestätigt Amdens Gemeindepräsident Markus Vogt. Die Betliserstrasse liegt auf Ammler Gemeindegebiet. «Gott sei Dank sind alle unverletzt, es war aber ein grosser Schock für sie», sagt Vogt. Die Familie habe riesiges Glück gehabt.

Auf der Strasse liegen geblieben

Laut Geologe David Imper brachen bis zu zwei Kubikmeter Stein aus einer Felswand. Das entspricht dem Volumen von zweieinhalb Müllcontainern. Die Wand, aus der das Geröll kam, liegt nicht direkt an der Strasse, zwischendrin ist ein Wäldchen, das eine Art Stufe bildet. «Die Steine sind zuerst in diesem Bereich aufgeschlagen und dann auf einer Breite von bis zu sieben Metern auf der Strasse liegen geblieben, zusammen mit Holz und Kies», sagt Vogt. Ein Teil des Materials sei in den Walensee gefallen.

Weniger als zwei Stunden nach dem Abbruch sass Vogt mit Geologe David Imper bereits im Helikopter, um sich die Abbruchstelle genauer anzusehen. «Der Fels brach an einer Stelle ab, wo wir das bei diesem Wetter und zu diesem Zeitpunkt nicht erwartet hätten», sagt Imper. An der Abbruchstelle seien Erde und Wurzeln zu sehen. «Möglicherweise stand dort ein Baum, der vom Wind bewegt wurde und deshalb den Abbruch verursacht hat.»

Laut Vogt hat das Forstamt am Dienstag den beschädigten Wald aufgeräumt. Imper ergänzt, es sei auch ein Bergführer mit einem Brecheisen unterwegs gewesen, um lose Steine zu entfernen. Die Strasse sei zeitweise gesperrt worden.

Nie ohne Risiko

Einen Grund, die Strasse nach Betlis nun komplett zu sperren, sieht Vogt nach dem neuerlichen Felsabbruch nicht. Er bestreitet aber nicht, dass es für Wanderer ein gewisses Risiko gibt: «Es ist und bleibt eine Gebirgsstrecke.» Eine von Geologe Imper mitverfasste Gefahren- und Risikoanalyse habe 2017 aber ergeben, dass das Risiko gering sei, von einem Stein getroffen zu werden. Von Imper klingt es ähnlich: «Wenn es einmal im Jahr ein Ereignis gibt, das einen Wegabschnitt während einiger Sekunden gefährdet, ist die Wahrscheinlichkeit sehr niedrig, dass genau dann gerade dort Leute sind.» Er selber werde auch weiterhin mit seiner Familie nach Betlis wandern.

Laut Vogt gibt es für Leute, die den Abschnitt mit dem Auto befahren, keinen Grund zur Sorge. «Zu Fuss sollte man zügig durchlaufen», rät der Gemeindepräsident. Wo der Fels nah an der Strasse stehe, sollten Fussgänger an der Felswand bleiben. Vogt rät auch, die Ohren offen zu halten. «Wenn die Steine durch den Wald kommen, hört man das.» Er rät ausserdem, auf den Strassenbelag zu achten. «Wo Einschläge sind, sollte man besser keine Pause machen.» Um die Sicherheit für Fussgänger zu erhöhen, wurden an einer besonders gefährlichen Stelle im Bereich Muslen 2017 Fangnetze angebracht. Dort war zuvor eine Frau von ei- nem Stein am Kopf getroffen worden.

Diesen Herbst stehen weitere Massnahmen an. Die Bewilligung sei da, die Aufträge würden nun vergeben, sagt Vogt. Baubeginn sei der 21. Oktober. «Derzeit wollen wir die Strasse nicht sperren. Es können aber schon Vorbereitungen getroffen werden.» Für die erfolgten Sanierungen und jene im Herbst sind 1,35 Millionen Franken veranschlagt. Laut Imper erfolgen die Arbeiten dann, wenn die Strasse weniger stark begangen ist und zeitweise gesperrt werden kann. «Es werden Schutznetze installiert oder Felspartien verankert – je nachdem, was es braucht.»

Verschiedene Gefahrenzonen

Der Bereich, wo die Steine am Montag runterkamen, wird im Herbst noch nicht saniert. In der Risikoanalyse steht er an neunter Stelle. Bereits in der Vergangenheit fielen dort vereinzelt Steine auf die Strasse. «Derzeit ist die Sanierung anderer Stellen dringlicher», sagt der Geologe. Zunächst würden sechs Bereiche gesichert, an denen die Steinschlaggefahr am grössten sei. Der aktuell betroffene sei in einer weiteren Etappe an der Reihe. Hierfür gibt es noch keine konkreten Pläne.

Auch wenn die Sicherheit auf der Betliserstrasse durch die Massnahmen erhöht wird, ganz sicher wird es dort kaum je sein.

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