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Perfekt ergänzend oder in perfekter Einheit?

Gemeinsamkeiten sind das Fundament für eine funktionierende Partnerschaft. Aber kann man auch zu viele Interessen gemein haben?

Single
Böckin
22.09.21 - 16:30 Uhr
Bild Pixabay

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Gemeinsame Interessen sind das A und O, wenn wir über Beziehungen diskutieren. Schliesslich sind Gemeinsamkeiten das Fundament für eine funktionierende Partnerschaft. Aber kann man auch zu viele Interessen gemein haben?

Ich bin eine Person, die ihre Freiheit und Zeit allein extrem schätzt, sogar braucht. Es ist meine Art, meine soziale Batterie wieder aufzufüllen. Ich bin gerne mal ein wenig allein, unternehme Sachen ohne Begleitung und distanziere mich so ein wenig von dem aufwühlenden Alltag. So auch in einer Beziehung.

Es gibt allerdings diese Pärchen, die unternehmen alles zusammen, kleben quasi aneinander. Derselbe Freundeskreis, dieselben Interessen, Hobbys, Freizeitaktivitäten. Man sieht sie immer zusammen und hat das Gefühl, sie verbringen jede freie Minute miteinander. Charaktere so ähnlich, dass man meinen könnte, derselbe Typ Mensch stecke in zwei verschiedenen Körpern. Es scheint zu funktionieren.

Selbst wenn sie dauernd aufeinander kleben, werden sie nicht müde voneinander. Ich bin mir sicher, auch diese Pärchen verbringen Zeit ohne einander (hoffe ich zumindest), aber ich bewundere sie dafür, dass sie scheinbar die perfekte Einheit bilden. Dass sie jemanden gefunden haben, der sich perfekt in ihren Alltag einfügt und keine der Partien grossartig etwas umstellen muss, um die Beziehung zu führen. So als wäre es so bestimmt gewesen.

Ich hingegen bin da etwas anders. Würde ich jemanden haben, der jedes meiner Hobbys mit mir teilt oder sich mit jedem aus meinem Freundeskreis anfreundet, würde ich wohl durchdrehen. Gewisse Dinge sind mir fast schon heilig, die gehören mir. Da brauche ich niemanden zusätzlich, es ist schlichtweg meins.

Das mag sich jetzt etwas intensiv anhören, aber ich bin mir sicher, ich bin damit nicht alleine. Es gibt einfach gewisse Interessen meinerseits, bei denen ich quasi ein Ritual entwickelt habe. Zumindest geben mir diese Aktivitäten ein bestimmtes Gefühl, das ich in gewissen Situationen genau brauche. Zum Beispiel: Eine Woche ist einmal mehr deutlich anstrengender als gewünscht und am Wochenende fühle ich mich zu ausgebrannt, um grossartig etwas zu unternehmen. Energie tanke ich dabei mit einem guten Buch irgendwo an der frischen Luft. Alleine. Nur ich, ein paar wunderbare Zeilen und mein Eiskaffee. Hierbei brauche ich keine zweite Person neben mir, selbst wenn diese auch lesen würde. Es ist meine «Allein-Zeit».

 Mein Partner muss also für mich nicht das Puzzleteil sein, das sich perfekt in mein Bild einfügt. Viel mehr sind wir zwei separate Puzzles, die allerdings im grossen Ganzen ein noch grösseres Motiv ergeben, wenn man uns nebeneinanderlegt. Um die Metaphern mal schön auszuschlachten. Ich brauche jemand, der meine Grenzen und Bedürfnisse respektiert, mir den Raum gibt, den ich brauche und das im Gegenzug auch von mir erwarten kann. Hingegen die Zeit, die wir zusammen verbringen, geniesse ich dann umso mehr und niemand sagt, wir können keine neuen Rituale etablieren. Wer weiss, vielleicht lasse ich den zukünftigen Partner sogar mit mir im Park lesen.

Egal, ob ihr ein Puzzleteil oder ein separates Motiv sucht, viel Glück!

Eure Singleböckin

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