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So will die Gastronomie des Lehrlingsmangels Herr werden

Rund 700 Lehrstellen sind aktuell in Graubünden noch zu vergeben. Eine der Branchen, in der seit Jahren Lehrstellen unbesetzt bleiben, ist die Gastronomie. Der Geschäftsführer des Branchenverbandes erklärt, weshalb dem so ist und wie die Situation verbessert werden soll.

Patrick
Kuoni
17.07.19 - 16:48 Uhr
Wirtschaft
DV Gastro Graubünden
Gastro Graubünden-Geschäftsführer Marc Tischhauser möchte mit verschiedenen Massnahmen wieder mehr Lehrlinge in die Branche locken.
ARCHIV

In Graubünden werden auf den Start der Lehre Anfang August zahlreiche Lehrlingsplätze unbesetzt bleiben. Aktuell sind noch rund 700 Lehrstellen ausgeschrieben. Im Vergleich zum Vorjahr bleiben damit zumindest gemäss einem Vergleich der Zahlen von Ende Juni noch mehr Plätze frei als 2018. Besonders betroffen sind die Branchen Detailhandel, Hotel-Gastro, Bau-/Baunebengewerbe, Automobil, Bäcker, Metall/Maschinen. Für viele der betroffenen Branchen sind es keine neuen Probleme. Bereits in den Vorjahren blieben viele Stellen unbesetzt. Dies bestätigt der Geschäftsführer von Gastro Graubünden, Marc Tischhauser: «Der Trend zeichnet sich seit einigen Jahren ab.» Man stelle in Gesprächen mit Ausbildungsbetrieben fest, dass es schwieriger werde, gute Lernende zu finden.

Die Gründe für die fehlenden Lehrlinge sind vielfältig. Unter anderem verzeichneten die Schulen einige zahlenmässig schwache Abgangsjahre. Diese Jahre sind bald überstanden. Tischhauser sieht aber noch weitere Ursachen für den Lehrlingsmangel: «Die Matura-Quote ist in der Tendenz steigend, ausserdem gibt es zusätzliche «neue» Berufe. Das spürt nicht nur die Hotellerie und Gastronomie, sondern generell dienstleistungsorientierte und gewerbliche Branchen.» Aufgrund der demografischen Entwicklung herrsche ganz generell ein starker Wettbewerb um Berufsnachwuchs und ein eigentlicher «Kampf um Talente». Tischhauser hält weiter fest: «Zusätzlich zur demografischen Entwicklung beobachten wir ein Stadt/Land-Gefälle. Während es in den Städten einfacher ist, Junge zu rekrutieren, ist das auf dem Lande oftmals deutlich schwieriger.»

Mehr Aktivitäten in den sozialen Medien

Der Branchenverband Gastro Graubünden versucht mit verschiedenen Massnahmen des Lehrlingsmangels Herr zu werden. «Wir setzen uns permanent dafür ein, dass die vielfältigen gastgewerblichen Berufsbilder zukunftsgerichtet und wettbewerbsfähig bleiben. Es ist unser Anliegen, dem Berufsnachwuchs attraktive Perspektiven aufzuzeigen», erklärt Tischhauser. So gebe es seit zwei Jahren eine neue Ausbildung zur Hotel-Kommunikationsfachfrau/mann, welche sich grosser Beliebtheit erfreue. Man habe im Bereich des Nachwuchsmarketings die Aktivität insbesondere auch in den sozialen Medien deutlich ausgebaut und setzte ausserdem diverse Nachwuchsprojekte um. So sei man beispielsweise auch an diversen Berufsschauen präsent.

Hoffen auf den Gegentrend

Für die Zukunft sieht Tischhauser einige positive Anzeichen: «Der gegenwärtige Trend wieder vermehrt hin zu mehr Handwerk und Herkunft – gewissermassen als Gegentrend zur Globalisierung und Digitalisierung – ist auch eine Chance für unsere gastgewerblichen Berufe.» Hinzu komme, dass gerade der Kochberuf durch die starke Präsenz am Fernsehen eine hohe Aufmerksamkeit geniesse. Zudem bieten die Gastro-Berufe gemäss Tischhauser sehr gute Berufs-Perspektiven. «In unserer Branche ausgebildete Leute sind begehrt auf der ganzen Welt.»

Wie die Baubranche dem Lehrlingsmangel begegnen will, lesen Sie hier: 

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz.

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Wenn der Gastro Graubünden-Geschäftsführer Marc Tischhauser an dieser Stelle seine Zukunftshoffnungen darstellt, wird er sich hoffentlich auch die Frage stellen, wo die Missstände zu suchen sind, wenn von den 21 diesjährigen Abschlussprüflingen die das Hotel- und Gastrofrau/mann-Diplom erhalten haben, sieben die anschliessende Prüfung zur Restaurationsfachfrau/mann nicht bestanden haben. Eine Durchfallquote von 33% hinterlässt in diesem Fall 7 desillusionierte junge Menschen die schwerlich der Gastobranche die Treue halten. Einen Ausbildungsmissstand anzumahnen ist in diesem Fall wohl angebracht und fördert wohl kaum das Ansehen der Branche.

Sehr geehrter Herr Böcherer
Sie haben recht. 30% Durchfallquote ist sehr hoch. Warum geschehen solche Missstände. Trotz des heutigen Lehrlingsmangels und dementsprechend zu vielen Lernenden gibt es halt Jugendliche die sich nicht entscheiden können oder wollen, dann kommt der Tag X keine Lehrstelle gefunden, also gehe ich in die Gastronomie, vielleicht Berufswahl dritte oder vierte Stelle. Die Eltern drängen und schon ist ein " Neuer Gastronom " geboren. Interesse nicht so hoch, aber eine Lehrstelle in Sicht! Jetzt kommt das böse erwachen. Stress, Arbeitszeit, Kollegen und vieles mehr und noch viel Arbeit.
Nun noch die Schule, auch diese möchte Leistung haben, und dazu noch der Ausbildner! Was wollt Ihr denn alle von mir, ich wollte eine Lehre absolvieren damit ich etwas habe! Lernen, nur das nötigste, der Ausgang ist wichtiger und so schlittert alles dahin. Dann kommt das böse Erwachen der Qualifikation, Nun fehlt das gelernte!
Hat der Lernende eine gute Qualifiktion gemacht ist er super Lernender, versagt er an der Prüfung weil er drei Jahre nicht viel gemacht hat sind immer alle anderen Schuld und an diesem wird die Gastronomie gemessen so auch von Ihnen Herr Böcherer!

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