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Die Sache mit dem «Digital Detox»

Offline sein. Abschalten. Sich wieder einmal wie ein Kind fühlen. Für Jugendliche und Erwachsene ist das eine Herausforderung. Der digitale Alltag holt uns ein. Schneller, als uns recht ist.

Nicole
Nett
01.06.22 - 16:52 Uhr
Symbolbild Pexels

«OK Boomer» versus «Wa hesch denn du scho erlebt du huere Banane?» Im Blog «Zillennials» beleuchten Vertreterinnen der Generation Z, Nicole Nett und Anna Nüesch, und die Millennials David Eichler und Jürg Abdias Huber in loser Folge aktuelle Themen. Im Idealfall sorgen die vier damit für mehr Verständnis zwischen den Generationen. Minimal hoffen sie, für etwas Unterhaltung, Denkanstösse und den einen oder anderen Lacher zu sorgen.

Einfach mal nichts tun und an nichts denken. Das tönt verlockend gut, oder? Zumindest bei mir ist das aber nicht so einfach, wie es sich anhört. Die Digitalisierung gönnt mir kaum eine Atempause. Tag und Nacht. Wahrscheinlich geht es euch gleich wie mir. Bling. Sorry. Das Handy klingelt schon wieder. «Entschuldigung, da muss ich rangehen», sage ich. Und kurz darauf piept das Ding erneut. Auf dem Bildschirm sehe ich eine Sprachnachricht von meiner besten Freundin, welche ich auch irgendwann noch anhören und beantworten muss. Schon ist es passiert und ich bin abgelenkt. Abgelenkt vom «Nichtstun», auch wenn ich es mir diesmal wirklich vorgenommen habe.

Weg von digitalen Geräten. Das ist der Hype. Im Fachjargon sagt man diesem Phänomen auch «Digital Detox». Eine digitale Entgiftung. Diese wirkt sich offenbar sehr effektiv auf uns Menschen aus. Sie beinhaltet, dass wir knallhart auf Mobilgeräte und Co. verzichten. In dieser Zeit widmet man sich der Umgebung, den Mitmenschen oder der Natur. Denn wir haben schon längst verlernt, nichts zu tun. Wir sind Profis im erreichbar sein und das ist das Problem. Folgende Reportage erklärt, wie der «Digital Detox» funktioniert:

Immer erreichbar sein. Das gehört längst zum Alltag. Ältere Menschen hingegen können über diese Erreichbarkeit nur schmunzeln und verstehen nicht, weshalb sich Junge darüber einen Kopf machen. So hat mir mein Grossvater erzählt, dass er als Jugendlicher manchmal gar für mehrere Wochen keinen Kontakt zur Aussenwelt hatte. Er war beim Heuen auf der Alp. Ganz einfach – so wie er klingt. Für mich nahezu unverständlich. Am Abend sassen sie in einer geselligen Runde zusammen und erzählten einander Geschichten oder Witze. Das war eben «sozial» anno dazumal.

Die Zeiten haben sich geändert: Die heutige Gesellschaft bezahlt sogar Geld für das, was mein Grossvater früher ganz automatisch erreicht hat. So springen Touristendestinationen seit einiger Zeit auf den nicht-digitalen Zug auf. Bewusst verbringt man ein paar Tage auf einem Bauernhof und gibt schon zu Beginn das Smartphone ab. Im Fokus steht das «Anpacken» auf dem Hof oder einfach das Geniessen in der Natur. Bewusst also das Hier und Jetzt geniessen – ohne Smartphone und Laptop. Das ist auch in unserer Region möglich, wie der Werbespot von Graubünden Ferien zeigt:

Am Ende ist es für mich schwierig zu beurteilen, ob ein «Digital Detox» gut oder schlecht ist. Ich bin klar eine Person, die viel und auch gerne online ist. Allerdings könnte ich mir eine Auszeit fernab von jeglichen Geräten und der Zivilisation auch gut vorstellen. Ich glaube, es kommt hier wirklich auf die richtige Balance im Alltag an. Ich glaube, es nützt nichts, wenn wir einmal für ein paar Tage ohne Smartphone leben und dafür die Tage nach dem «Digital Detox» alles wieder nacharbeiten müssen. Um wirklich mehr Lebenszeit zu haben, kann (und soll) man sich im Alltag bewusst ab und zu eine Auszeit gönnen. Es braucht vielleicht am Anfang etwas Überwindung. Aber es gibt nichts Schöneres, als in Echtzeit etwas Tolles zu erleben, ohne dabei stets abgelenkt zu werden. Wenn das Handy dann doch piept, dann piept es eben. Das kann warten. Probiert es aus.

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