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Reward-based Crowdfunding als digitales Innovationsinstrument für Unternehmen

Fachhochschule
Graubünden
24.04.19 - 12:21 Uhr
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An der Fachhochschule Graubünden wird ausgebildet und geforscht. Über 2000 Studierende besuchen Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge. In diesem Blog geben Studierende, Dozierende und Mitarbeitende Einblicke in den Hochschulalltag und in Themen, welche sie gerade beschäftigen.

Von Sebastian Früh

Die fortschreitende Etablierung digitaler Technologien findet derzeit in unserer Gesellschaft allgegenwärtig statt. «Digital» ist das neue «Normal» und wird prominent diskutiert. Oft sind hierbei allerdings nicht alle möglichen Anwendungsfelder neuer Technologien für Unternehmen direkt ersichtlich. So haben wir beispielsweise in Forschungsprojekten am Schweizerischen Institut für Entrepreneurship an der HTW Chur herausgefunden, dass die Einsatzmöglichkeiten von reward-based Crowdfunding für Unternehmen umfangreicher als lediglich zu Zwecken der Finanzierung gedacht werden sollten.

Crowdfunding erlaubt es grundsätzlich Initiatoren, einen direkten Aufruf über das Internet an die Öffentlichkeit (die «Crowd») zu richten, um Geld für innovative Vorhaben zu beschaffen. Dazu werden auf einer Crowdfunding-Plattform das Vorhaben beschrieben und unterschiedliche Gegenleistungen angeboten, welche von den Geldgebern gewählt werden können. Hierbei wird je nach Art der Gegenleistungen in unterschiedliche Formen des Crowdfundings unterschieden: Erhalten die Investoren Anteile an einem Unternehmen, spricht man von Crowdinvesting. Sind die Gegenleistung dagegen Zinszahlungen der Unternehmen an die Investoren sowie eine Rückzahlung der gegebenen Gelder, spricht man von Crowdlending. Beide Formen werden von Unternehmen vornehmlich als digitale Finanzierungsinstrumente eingesetzt.

Anders verhält sich dies allerdings beim sogenannten reward-based Crowdfunding. Bei dieser Form können die Geldgeber Produkte, Dienstleistungen oder nicht-monetäre Gegenleistungen beziehen. Somit werden hierbei keine Investoren, sondern Kunden der Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens angesprochen. Dies ermöglicht es Unternehmen, sehr früh im Innovationsprozess neue Produkte oder Dienstleistungen bei ihren Zielgruppen zu präsentieren und zu testen. Dadurch werden bereits vor der Serienproduktion wertvolle Rückmeldungen aus dem Markt generiert. Beispielsweise können Unternehmen in solchen Crowdfunding Kampagnen prototypische Produkte in Variationen hinsichtlich Preis, Farbe, Grösse oder Materialien anbieten. Werden die Kampagnenergebnisse analysiert, können anhand der Häufigkeiten der gewählten Varianten Ableitungen bezüglich des finalen Designs getroffen oder optimierte Preise für die spätere Positionierung des finalen Produktes festgelegt werden. Sind Unternehmen im Stande, aus ihrer reward-based Crowdfunding-Kampagne Informationen wie z.B. Preissensitivitäten oder Design-Präferenzen ihrer Zielgruppen in die weitere Entwicklung zu integrieren, kann das Risiko von späteren Misserfolgen im Absatz des finalen Produktes reduziert werden.

Reward-based Crowdfunding sollte von Unternehmen neben Finanzierungsaspekten auch als digitales Innovationsinstrument interpretiert werden, welches eine kundenzentrierte Entwicklung von Innovationen ermöglicht. Hierzu braucht es jedoch unternehmensinterne Prozesse, die den Einbezug externer Informationen ermöglichen und kompetente Mitarbeitende, welche Daten analysieren und interpretieren können. Gelingt es der Wirtschaft in Kooperation mit der Wissenschaft diese Strukturen und Kompetenzen aufzubauen, haben Unternehmen die Chance sich über reward-based Crowdfunding neuartige Wettbewerbsvorteile im Innovationsprozess zu erschliessen.

Sebastian Früh ist Projektleiter im Forschungsfeld «Digitale Strategien» am Schweizerischen Institut für Entrepreneurship der HTW Chur. Mehr zum Forschungsfeld und der Person gibt es hier

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