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Verräterische Träume

Single
Böckin
02.12.20 - 16:30 Uhr
UNSPLASH

Bau ein Haus, pflanz einen Baum, mach ein Kind – dass dieser Lebensentwurf nicht zwangsläufig auf jeden Menschen zugeschnitten ist, beweisen die anonymen Liebesbriefe ans wunderschöne, elende Single-Leben. Ein Hoch auf Selbstgespräche, Dosen-Ravioli und Liebeleien.

Meistens erinnere ich mich nicht an meine Träume und wenn ich an diejenigen denke, an die ich mich erinnere, ist das wohl auch besser so. In den nächtlichen Stunden spinnt mein Hirn die kuriosesten Szenarien und am nächsten Morgen bin ich gleichermassen verwirrt und erstaunt darüber, was mein Unterbewusstsein kreiert.

Ich bin nicht wirklich vertraut damit, was in Träumen geschieht oder welche wissenschaftliche Erklärung es dafür gibt. Irgendjemand hat mir mal gesagt, dass das Unterbewusstsein während dieser Zeit Geschehnisse verarbeitet, die einen belasten. Meist ohne, dass man es weiss. Andere sagen, dass man in Träumen nur Leuten begegnet, die man bereits schon gesehen hat, da das Hirn keine neuen Gesichter erschaffen kann. Dann gibt es noch die Theorie, dass diejenige Person, von der man träumt, vor dem Einschlafen an einen gedacht hat.

Wenn die letzte Aussage der Wahrheit entspricht, dann bin ich ein klein wenig ratlos. Vor einigen Nächten hatte ich nämlich einen Traum von jemandem, an den ich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gedacht hatte. Der Traum war ganz harmlos. Soweit ich mich erinnern kann, befanden wir uns in der perfekten Bilderbuchbeziehung und das in einer völlig normalen Situation. An die Geschehnisse konnte ich mich nach dem Aufwachen im Detail nicht mehr erinnern, aber das wohlig warme Gefühl blieb in den ersten Sekunden erhalten. Sobald sich mein Hirn allerdings von den nebligen Schwaden des Schlafs befreit hatte, setzte die Ernüchterung mit voller Wucht ein.

In den kommenden Stunden war ich ziemlich durch den Wind, denn ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal bei vollem Bewusstsein an diesen Typen gedacht hatte. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen, wieso er genau jetzt wieder in mein (Traum)leben trat. Der Zeitpunkt war merklich ungünstig. Vor allem, weil es mir ziemlich gut ging.

Sehr zu meiner Missgunst musste ich zudem feststellen, dass diese Erinnerung mich tatsächlich etwas aus der Bahn warf. Ich hätte es nicht erwartet, dass sein Auftauchen und die damit verbundene Illusion mich noch dermassen störte.
Eine Antwort habe ich nicht gefunden und der Vorfall wiederholte sich auch nicht. Erholt habe ich mich unterdessen auch und seine Existenz ist wieder ins «Oblivion» abgedriftet.

Schön war der Traum in den ersten Momenten des Wachzustands allerdings doch und ein wenig äusserte sich der Wunsch nach Zweisamkeit. Im Gegensatz zu ihm begleitet mich der von Zeit zu Zeit noch immer wie ein Schatten, doch damit kann ich leben.

Die Temperaturen sind nun definitiv gefallen und die Pärchen auf den Strassen vermehren sich. Vielleicht war der Traum bloss ein Schubs in die Richtung, dass eine Beziehung vielleicht doch nicht so schlecht wäre. Und der Grund, wieso ausgerechnet dieser Typ im Traum vorkam, ist, dass mein Hirn eben Vertrautes heraufbeschwört, weil es das Neue noch nicht kennt.

Träumen darf man ja. ;)

Eure Singleböckin

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