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Wann wart Ihr das letzte Mal im Val Trupchun?

Bei mir reicht das in die 1990er Jahre zurück, als ich im Oktober mit der Familie jeweils regelmäßig zu den röhrenden Hirschen ins Val Trupchun pilgerte. Seither habe ich diese 'Berg-Safari' immer wieder Freunden und Gästen empfohlen, selber aber 'vor lauter Comersee' nicht mehr erlebt.

Hans Peter
Danuser
12.10.21 - 04:30 Uhr

Hans Peter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind im Engadin zu Hause und zeigen uns ihren Blickwinkel. Was bewegt Land und Leute? Wo ist das Engadin stark und wo hinkt es einzelnen Mitbewerbern hinterher? Und was geschieht auf politischer Bühne? Der Blog «Engadin direkt» berichtet persönlich und authentisch.

Bei mir reicht das in die 1990er Jahre zurück, als ich im Oktober mit der Familie jeweils regelmäßig zu den röhrenden Hirschen ins Val Trupchun pilgerte. Seither habe ich diese 'Berg-Safari' immer wieder Freunden und Gästen empfohlen, selber aber 'vor lauter Comersee' nicht mehr erlebt.

Am ersten Oktoberwochenende war es endlich wieder so weit. Und das Erlebnis war so stark und authentisch wie früher, aber infolge Corona und allem anderen, was seit damals passiert ist, eher noch intensiver. Jede/r Engadiner/in, Bünder/in und zugewandte/r Zeitgenosse/in sollte diese Oktober-Tour alle paar Jahre wieder einmal unternehmen.

Sie bietet alles, was ein Nationalpark heute bieten kann, ohne umständlich und aufwändig nach Afrika oder einem anderen Kontinent zu fliegen. Kommt dazu, dass der Schweizer Nationalpark der älteste ist in Europa und gerade im Val Trupchun auch landschaftlich immer ein 'Hauch Yellowstone' mit- schwebt...

Ausgangspunkt ist der Parkplatz beim Taleingang vis a vis von S-chanf, der auch vom Engadin-Bus erschlossen wird. Wir wanderten von dort in etwa 45 Minuten zur Chamanna dal Parc / Parkhütte Varusch, wo wir Logie bezogen und ausgezeichnetes Fondue gustierten. Eine einfache Unterkunft mit echter Hüttenromantik, guter Küche und aufgestellten, freundlichen Gastgebern!

Am Sonntagmorgen früh wanderten wir dem wilden Bach entlang in anderthalb Stunden zur Alp Trupchun hinauf (2040 m.ü.M.). Der Weg steigt angenehm stetig an, und schon bald hörten wir auf der rechten Talseite das mächtige Röhren der brünftigen Hirsche - ein archaisches Begleitkonzept, das perfekt zu zerklüfteten Berglandschaft und den herbstlichen Lärchenwäldern passt.

Nach kurzem Marend beim Alpstadel waren wir allerdings froh, dass wir warme Kleider, Handschuhe und Mützen dabei hatten. So idyllisch die Alphänge rund um uns auch aussahen - die aufkommende Bise scheuchte uns bald wieder talwärts.  Gut 40 Hirsche hat unser Sohn gezählt, dazu etwa 20 Gämsen und einen Bartgeier.

Auf dem Rückweg merkten wir rasch, dass es sich gelohnt hatte, früh aufzustehen. Der 'Gegenverkehr' teils sommerlich gekleideter Safari-Genießer und geführter 'Fernrohr-Gruppen' wuchs stetig an, allerdings unaufgeregt und meist mit Morgengruß.

Für den Rest der Strecke zurück zum Parkplatz nahmen wir um elf in Varusch den 'Parc Natiunel Express', der seit einigen Jahren auch Älteren, Behinderten und ganz jungen Besuchern ermöglicht, zumindest den unteren Teil des Val Trupchun zu erleben und die wunderschöne Landschaft um das Restaurant Pizzet zu genießen.

Nach diesem Ausflug ist für uns klar: Wir kommen bald wieder und empfehlen das Val Trupchun weiter. Wo sonst gibt's all' das so nah und doch so echt und intensiv?

PS: Unvergessliche Wildtier- und Naturerlebnisse gibt's jeweils im Mai auch oberhalb Pontresina in Dorfnähe bei den weidenden Steinböcken, die dort in Rudeln und Herden von 50 Tieren und mehr nach langem Winter den Frühling genießen - und zwar so nah und 'vertraut' vom Betrachter, dass dieser keinen Feldstecher braucht.

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