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Vorsetz

Südostschweiz
28.01.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY
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Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

var Elisabeth Mani-Heldstab *

So bsinnli und gmüatli isch gsi, diä Ziit var Wianacht mit dm warmä Cherzäliacht und dä uraltä, vertruutä Wianachtsliader, dm gmüatlichä Zämmähöcklä bi guater Spiis und ämä feinä Truuchji. Dernaa d Wünschig mit em sälbergmachtä Röteli und Guateli am Nüüjaarsmorged für «äs guats, glückhafts, nüüs Jaar und alls, was ni wool tuad a Liib und Seel». So hübsch iss gsi!

Ja, und de gchund ma hofäli aazfaa mit däm guatä nüüjä Jaar, geid sch loos, diä leschtig narrä Ziit van dä Vorsetz, waa sch eim in allnä müglichä Ziitschriftä und Ratgäber aandrejä wend! Ab sofort müass ma unbedingt noch gsünder läbä mit no mee Bio uf em Täller. No mee Spaziergeng machä und Uusziitä nä, noch weniger am Compiuter hockä und ds Hendi bruuchä. Das sii ds Wichtigschtä für di eigä Leif Bälänz und ds Läbensglück. D säbä hangi natürli z glicherziit ganz eng mit dr richtigä Karrierä zämä. Drum sottä ma schich säb no me puschä und dürsetzä zum noch erfolgricher z sii und no mee Rappä verdianä.

Ja, und denn no ds Allerwichtigschtä: Dr persönli Uuftritt sii i jedem Fall schim Tüpp entsprächend z optimiarä, Schwachstellä siijend z kaschiarä zum schich nu vor beschtä Siitä chönnä z zeichä! Bescheidäheit und Schwechi zualaa, dsäb isch geschter gsi. Hüt muascht äswär sii ir Gesellschaft, erfolgriich und dünamisch.

Ähää, de ischt s das also gsi mit dr gmüatlichä Bsinnlichkeit var Wianacht? De isch da nüt me zrugg plibä as äs tonderli schlächts Gwüssni, will ma, statt di Karrieräplanig vorwärts z tribä, di Ziit mit dr Familia gnossä, und derbii ds eintä oder anderä Guateli z vil gspiislet hed.

Miar geits nid besser, Vorsetz nümm i miar gwüss au albig am Aafang, ganzi Uufsetz voll. Weniger Tschuggälaadä z spiislä, jedä Morged Turnüabigä für ds verhocketä Chrüüz z machä, miar säb mee derwiil z laa und zwei Geng zrugg z schaltä. Än Ding Schritt für Schritt z erledigä, astatt albig alls bis äm letschtä Zwick z la. Diä Vorsetz chenn i afä uuswendig, diä rob i schliassli van eim Jaar mit in ds neechschtä, aber de chommend di eerschtä Absetz und scho liggend sch a mä Huufä.

Ja, aber, für was gnau muass ii miar eigentli sövel fürnää? Wämm gnau nützt das, wenn ii ds ganz Jaar uf miis Gwicht luagä, Fitness bis zum Umgchiijä betriibä und ei Fassadärenovation an di ander aanheichä? Geit s hütztagsch würkli nu no um Sälbschtoptimiarig?

Wee s nid gschiider, i lüpfti d Nasä und luagti, aschtatt nun uf miin eignä Buuchnabel und Gäldseckel, än bitz mee zringum? Dört här, wa di anderä sind? Dört, wa ii ättes chann biistüürä zum Gmeiwool? Zum Nachpuur, wa nümmä guat z Fuass ischt und froo weer, we mä äswär ättä iichuffi? Zur jungä Mamä, wa gärä ämal än parr Stündleni ooni irjä Pluttjeni verschnuufä möchti? Zur Bäsi im Altersheim, wa uf än Ggaffi-Hengert planged? Wiä heisst s i rä altä Walser Wiisheit: «Miar sind da zum ättes nützä – nit nu für hübsch.»

* fElisabeth Mani-Heldstab ist Präsidentin der Walservereinigung Graubünden und Familienfrau in einer 4-Generationen-Grossfamilie. Sie wohnt in Davos Dorf.

 

Glossar

Spiis – Essen

Truuchji – Getränk

Wünschig – das Wünschen

leschtig narrä Ziit – ärgerliche Zeit

Vorsetz – Vorsätze

aandrejä – andrehen

schich säb – sich selber

derwiil laa – Zeit lassen

Tschuggälaadä – Schokolade

Umgchiijä – Umfallen

aanheichä – anhänge

iichuffi – einkaufen würde

Pluttjeni – Kleinkinder

planged – (sehnlichst) wartet

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