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Holzfäller und Baumeister: der Bündner Biber

Warum bauen Biber Dämme, wo kommen sie in Graubünden überall vor und wovon ernähren sie sich? In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über das Nagetier. 

Südostschweiz
26.09.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

von Gianna Jäger und Manuela Meuli

Seit zehn Jahren gibt es im Kanton Graubünden wieder Biber. Das erste Tier wurde bei Rhäzüns gesichtet. Seit 2014 ist das zweitgrösste lebende Nagetier der Erde auch im Schutzgebiet Siechastuden bei Maienfeld beheimatet. Im Jahr 2015 konnten dort zum ersten Mal Jungtiere beobachtet werden. «Seither hat die Biberfamilie jedes Jahr Nachwuchs», so Michael Fasel, Schutzgebietsverantwortlicher und Biberbeauftragter von Pro Natura, gegenüber Radio Südostschweiz. Doch nicht nur in Maienfeld wächst die Population stetig. Heute leben im ganzen Kanton rund 80 Tiere. «Innerhalb von zehn Jahren haben die Biber es geschafft, das ganze Rheintal sowie den Vorder- und den Hinterrhein zu besiedeln», sagt Fasel. Und auch im Engadin verbreiten sie sich immer mehr. «In zehn Jahren haben die Tiere rund 90 Kilometer besiedelt.» Laut dem Biberspezialisten ist es durchaus denkbar, dass sich die Tiere künftig auch noch in anderen Tälern ausbreiten. «Die Besiedlung von Graubünden ist sicher noch nicht abgeschlossen.»

Im folgenden Sendungsbeitrag nimmt euch der Biologe Andreas Moser mit auf eine Biberexkursion am Vorderrhein und erzählt über die enorme Bedeutung dieser Tiere für die Natur:

Damit sich ein Biber an einem Ort niederlassen kann, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Zum einen braucht er ein Gewässer, das im Winter nicht bis auf den Grund zufriert. «Zum anderen braucht das Tier die richtige Nahrung», erklärt Fasel. Biber sind reine Pflanzenfresser und ernähren sich vor allem im Winterhalbjahr von Weichhölzern, beispielsweise Weiden oder Pappeln. 

Ausgeklügelte Konstruktionen

Aber warum kriegt man die Tiere nur so selten zu Gesicht? «Der Biber ist hauptsächlich nachtaktiv», erklärt Experte Fasel. Tagsüber sitzt er in seinem Erdbau, schläft, macht Fellpflege und kuschelt mit anderen Familienmitgliedern. 

Biber sind erstaunliche Baumeister. Mit der Errichtung von Dämmen sind sie in der Lage, Fliessgewässer zu stauen, sodass eine Art Stausee entsteht. In diesen Seen können sich die Tiere sehr gut fortbewegen und so auch problemlos Holz übers Wasser transportieren. «Biber sind hervorragende Schwimmer», so Fasel. Allerdings seien sie – mit ihren kurzen Beinen – keine guten Läufer und könnten sich an Land nur mühsam fortbewegen. Im Wasser jedoch sei der Biber fast so flink wie ein Fisch. Biber stauen auch Gewässer, damit der Eingang zu ihren Bauten stets unter Wasser liegt. Bei Gefahr kann das Tier so direkt ins Wasser fliehen und sich in seinem Bau in Sicherheit bringen. 

Im folgenden Audiobeitrag führt euch der Biberspezialist Michael Fasel durch das Schutzgebiet Siechastuden bei Maienfeld und stellt den faszinierenden Holzfäller vor:

Beim Dammbau steckt der Biber Zweige und Stämme senkrecht in den Grund des Baches und befestigt sie mit Steinen, Schlamm oder Schilf. «Ein Biberdamm ist relativ dicht. Würde man ihn abbrechen wollen, müsste man einen Bagger nehmen», meint Fasel. Doch dies darf man natürlich nicht, denn sowohl der Biber als auch sein Lebensraum sind seit 1962 bundesrechtlich geschützt.

Weitere Informationen zum Biber findet ihr auch auf der Internetseite von Pro Natura

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