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Im Morgentau kommt Hilfe aus der Luft

Wenn frühmorgens über einer Wiese eine fliegende Drohne schwebt, rettet sie womöglich Leben. Aktuell werden so Rehkitze gesucht, bevor Wiesen gemäht werden – auch in Graubünden.

Südostschweiz
22.06.20 - 15:24 Uhr
Leben & Freizeit
Rehkitze verstecken sich im hohen Gras, was zur gefährlichen Falle werden kann.
Rehkitze verstecken sich im hohen Gras, was zur gefährlichen Falle werden kann.
VEREIN REHKITZRETTUNG SCHWEIZ/REHKITZRETTUNG.CH

Um sich zu verstecken, verhalten sich Rehe und insbesondere Rehkitze völlig ruhig, um nicht entdeckt zu werden. Erst bei unmittelbarer Gefahr flüchten sie. Dieser Schutzinstinkt kann für die Jungtiere tödliche Folgen haben. Dann, wenn sie ruhig in einer Wiese liegen, die gemäht werden soll. Oft kommt die Flucht zu spät und die Rehkitze werden von der Mähmaschine erfasst. Seit einiger Zeit finden darum schweizweit Suchaktionen statt, die Rehkitzleben retten sollen. Landwirte können sich bis am Vorabend melden, wenn sie eine Wiese zu mähen haben und diese davor von einer Drohne absuchen lassen möchten.

Frühmorgendliche Rettungsaktion

In den letzten Jahren konnten in der Schweiz über 1145 Rehkitze vor dem sicheren Tod durch Mähmaschinen gerettet werden, wie der Verein Rehkitzrettung Schweiz auf seiner Webseite schreibt. Auch in Graubünden werden aktuell in den Morgenstunden Rehkitze gesucht und gefunden. Marc Hosig, Leiter zentrale Dienste beim Amt für Jagd und Fischerei Graubünden, erklärte gegenüber Radio Südostschweiz, wie sich die Suchtrupps zusammenstellen und wie die Suche verläuft: «Die Suchteams bestehen aus Wildhütern, Landwirten und Leuten aus der Jägerschaft. Sie suchen die Wiesen mit Drohnen ab, die mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet sind.» Entsprechend wichtig sind dann auch die Umweltfaktoren: «Die Erfolgsquote hängt von Wetter, Temperatur und Umwelt ab.» So sei es wichtig, dass die Flüge am Morgen stattfinden. «Dann sind die Wiesen kühl und die Tiere warm. So fällt es leichter die Rehkitze zu entdecken.» Fehlalarme gebe es jedoch auch ab und an. «Es kann gut sein, dass man in einer steinigen Wiese mehr Steine findet als Rehkitze. Dies, wenn die Steine wärmer sind als der Rest der Wiese.»

Speziell ausgebildete Piloten

Die Drohnenpiloten werden für ihre Aufgabe ausgebildet und erhalten regelmässige Auffrischungskurse. Entdeckt ein Pilot ein Rehkitz, wird es markiert. «Im Idealfall können wir das Kitz unter einer Holzkiste schützen», erklärt Hosig. Der Landwirt mähe dann rundherum. Nach getaner Arbeit werde das Kitz wieder freigelassen. (dje)

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