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Alles schön und gut – doch das Wichtigste fehlt

16.03.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Kommentar

Eine Woche Homeoffice habe ich bereits hinter mir. Dabei habe ich gemerkt, wie komfortabel es ist, in den eigenen vier Wänden arbeiten zu können. Genau genommen müsste ich, um meinen Job zu machen, nicht einmal mein Bett verlassen. Durchaus eine Form von Luxus. Das ist alles schön und gut, in der Praxis sieht es aber etwas anders aus. Ich will heute nicht über das schreiben, was ich durch das Homeoffice dazugewonnen habe, sondern über das, was ich wegen dem Heimbüro nicht mehr habe.

Der Einfachheit halber nenne ich meine Arbeitskollegen nachfolgend nur bei ihrem Kürzel.

Mein Morgen beginnt nicht mehr mit einem fröhlichen «He Tschau!» von BAC, die beim Radio arbeitet. Ihr losgelöstes Lachen, das während des ganzen Tages immer wieder zu hören war, muss ich mir im Homeoffice vorstellen. Auch meinen Kaffee muss ich mir morgens selber holen. Usus war es nämlich, dass OFI mich mit meinem ersten Kaffee versorgt hat. Umso müder und grummliger ich aus der Wäsche blickte, desto schneller holte er ihn mir. Auch die Gipfeli von HAM fehlen. Und der Fakt, dass ich mit einer lustigen Anekdote rechnen durfte, wann immer HAM an meinem Arbeitsplatz vorbeilief. Zwischendurch erhalte ich zwar noch eine Nachricht, die mich durchaus zum Schmunzeln bringt, aber es schmunzelt halt jeder für sich, vor seinem Computer, an den jeweils anderen Enden der Stadt.

RAC, die ich stets mit meinen Ideen überrennen durfte, fehlt mir. Nur sie versteht es, mit einem freundlichen, aber bestimmten Tonfall zu sagen, dass meine Idee nicht wirklich gut ist. RAC holt mich zurück auf den Boden. Per Mail klappt das nicht annähernd so gut. Nicht zu vergessen, meine persönliche personifizierte Form von Insipiration, PHW, arbeitet nun auch daheim. Wäre der Duden bebildert, so müsste man ihn neben dem Wort «Multitasking» abbilden. Während er eine Sitzung leitet, schreibt er ganze Artikel. Einhändig. Denn mit der anderen Hand macht PHW die Dienstplanung. PHW fehlt in meinem Homeoffice.

Auch meine Pausen sind vergleichsweise öde. Ohne GAN, ALA und DJE stehe ich alleine in der Kälte mit meiner Zigarette, ohne jemanden, bei dem ich mich über ebendiese Kälte beschweren könnte. So richtig erholt bin ich nach diesen Pausen nicht. Auch die Mittagspause ist nicht mehr dasselbe, seit PAA und ich zusammen keine Pizza mehr bestellen. Meistens hat sich auch CAC unserer Pizzabestellung angeschlossen. CACs Pizza war dann zwar jeweils bereits kalt, bevor er sich von seiner Arbeit losreissen konnte. Ich hoffe, das Homeoffice bringt dir ganz viel warmes Essen, lieber CAC!  

Von KRT fühle ich mich noch mehr entfernt, als dies im Büro bereits der Fall ist, da KRT so ganz wo anders seinen Arbeitsplatz hat, als der Rest von uns. Trotzdem lief man sich ab und an bei der Kaffeemaschine über den Weg. Jetzt treffe ich bei der Kaffeemaschine höchstens noch auf eine meiner Katzen. Auch die gemeinsamen Sitzungen fallen weg, an denen ich KRT wenigstens ab und zu noch einen Spruch an den Kopf werfen konnte. KRT, du fehlst hier!

Es fehlen mir auch die zahlreichen, zugegeben unvorteilhaften, Fotos von MEN, die in unserem Büro stehen. Und mein Glitzer-Einhorn, welches MEN mir geschenkt hat, auf dem ich bei besonders starkem Arbeitsstress rumdrücke. Mir fehlt das permanente Gezanke zwischen GAN und mir, mir fehlen die Lästereien mit PAA, die Grundsatzdiskussionen mit OFI, das «Käfelen» mit HAM. Mir fehlen die Frauengespräche mit IVK, die lauten Sprüche von DJE und das Fachsimpeln über Katzen mit RAC. Es tut weh, wenn NUA, die momentan noch kein Homeoffice hat, mir schreibt, dass sie uns vermisst. 

Da bringt es mir auch nichts, dass ich theoretisch nicht einmal das Bett verlassen müsste, um zu Arbeiten. Ohne mein Team ist Arbeiten nicht schön. Mein Team fehlt mir.

Mara Schlumpf ist Redaktorin und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Ursprünglich kommt sie aus dem Aargau, hat ihr Herz aber vor einigen Jahren an Chur verschenkt.

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