×

Zecken-Erkrankungen gehen massiv zurück

Im laufenden Jahr sind FSME-Erkrankungen in Folge von Zeckenbissen in Graubünden um zwei Drittel zurückgegangen. Gründe gibt es mehrere für diese erfreuliche Entwicklung.

Patrick
Kuoni
25.07.19 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Weniger häufig zugebissen: Die Zecken sind heuer nicht mehr eine ganz so grosse Plage wie im Vorjahr.
Weniger häufig zugebissen: Die Zecken sind heuer nicht mehr eine ganz so grosse Plage wie im Vorjahr.
ARCHIV

V or knapp einem Jahr schlug das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Alarm. In den zwölf Monaten zuvor hatten sich so viele Menschen mit dem Zecken-Enzephalitis-Virus (FSME) angesteckt wie noch nie. 272 Fälle registrierte das BAG schweizweit. Das Bundesamt startete deshalb eine intensive Impfkampagne, um der in den letzten Jahren stetig steigenden Zahl an FSME-Erkrankungen entgegenzuwirken.

Die Bemühungen, die Krankheit wieder einzudämmen, haben offenbar gefruchtet, wie sich jetzt zeigt. Von Januar bis zum Ende der vergangenen Woche wurden schweizweit 127 Fälle registriert, im Vergleich zu 218 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch aus Graubünden gibt es erfreuliche Zahlen. Gemäss dem Bündner Kantonsarzt Martin Mani wurden bis Mitte Juli nur noch fünf FSME-Fälle verzeichnet. In der gleichen Zeitspanne des Vorjahres waren es noch 14.

Gemäss Mani könnten verschiedene Gründe zu diesem Rückgang geführt haben. «Es könnte sein, dass die doch ziemlich intensive Kampagne, welche das BAG gefahren hat, Wirkung gezeigt hat. Die Menschen haben vielleicht im Wald besser aufgepasst und sich vermehrt impfen lassen.»

Impfengpässe im Frühling

Ein Anzeichen dafür, dass sich tatsächlich mehr Menschen haben impfen lassen, ist, dass es im Frühling gewisse Engpässe bei der Erhältlichkeit der Impfstoffe gegeben hat. «Das BAG hat kleinere Modifikationen am Impfplan herausgegeben, mit dem Ziel, dass mit dem vorhandenen Impfstoff mehr Menschen geimpft werden können», erklärt Mani.

Der Kantonsarzt hat aber noch eine zweite Erklärung für den deutlichen Rückgang: «Im Mai war das Wetter relativ kühl und regnerisch, sodass sich die Menschen vom Wald fernhielten und somit auch gar nicht erst Gefahr liefen, sich eine Zecke einzufangen.» Ähnlich beurteilt Daniel Koch, Verantwortlicher der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim BAG, die Situation: «Die Impfungen haben wohl auch ihren Teil zum tiefen Wert beigetragen. Die Zahl wird aber auch damit zusammenhängen, dass wir einen kühlen Frühling hatten und die Menschen weniger Outdoor-Aktivitäten ausführten.»

Viel weniger Arztbesuche

Die Anzahl Zecken sei eher nicht zurückgegangen, aber es habe viel weniger Stiche gegeben als noch im Vorjahr, sagt der BAG-Verantwortliche Koch. Dies zeigten auch die Anzahl Arztbesuche wegen Borreliose (welche häufig durch eine Rötung der Haut erkennbar wird) eindrücklich.

Waren es bis Ende Juni 2018 noch 10 000 Arztbesuche, belief sich die Zahl in diesem Jahr im gleichen Zeitraum nur noch auf 3600. Der Rückgang sollte aber nicht überbewertet werden. Wie ein Blick auf die Zahlen des Bulletins des BAG zeigt, stieg zwar der Wert der FSME-Erkrankungen seit 2014 stetig an, zuvor gab es aber auch schon deutlich tiefere Erkrankungswerte als im laufenden Jahr.

Wohl eher keinen Einfluss auf den deutlichen Rückgang an Stichen hatte der schneereiche Winter. Sowohl Mani als auch Koch zweifeln an dieser Begründung. «Schnee macht den Zecken wenig aus, Kälte kann einen Einfluss haben», erklärt Mani. Dies sei der Grund, weshalb es ab etwa 1500 Metern über Meer nur noch wenige Zecken gebe. Laut Koch kommt es ausserdem eher darauf an, wie die Wirte der Zecke durch den Winter kommen. Es sind dies beispielsweise kleinere und grössere Waldbewohner wie Mäuse oder das Reh.

Impfen und Kleidung

Wer sich vor Zecken schützen will, kann das relativ einfach tun. Impfen und lange Kleidung tragen, sind die beiden Mittel, die gemäss Mani für wirkungsvollen Schutz sorgen. «Wenn man hohes Gras und Unterholz meidet und lange Kleidung trägt, können die Zecken nicht gut andocken.»

Auswirkungen von FSME und Borreliose
Zeckenbisse können Folgen haben. Zwei davon sind FSME und Borreliose. Während es gegen FSME ein Impfmittel gibt, besteht bei Borreliose die Möglichkeit zu impfen nicht. Eine Infektion mit dem FSME-Virus kann zu einer Gehirnentzündung führen. Bei einer Borreliose können die Haut, die Gelenke, das Nervensystem, selten das Herz betroffen sein. Eine Borreliose kann mit Antibiotika behandelt werden. (kup)

Anzahl FSME-erkrankungen wegen Zeckenbissen.
Anzahl FSME-erkrankungen wegen Zeckenbissen.

Patrick Kuoni ist Redaktor und Produzent bei Südostschweiz Print/Online. Er berichtet über Geschehnisse aus dem Kanton Graubünden. Der Schwerpunkt seiner Berichterstattung liegt auf den Themenbereichen Politik, Wirtschaft und Tourismus. Wenn er nicht an einer Geschichte schreibt, ist er als einer der Tagesverantwortlichen für die Zeitung «Südostschweiz» tätig. Patrick Kuoni ist in Igis (heutige Gemeinde Landquart) aufgewachsen und seit April 2018 fester Teil der Medienfamilie Südostschweiz.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR