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Seit 100 Jahren ist es auf Graubündens Strassen gelb

Postauto Graubünden feiert seinen 100. Geburtstag. Grund genug ein bisschen zurück in die Vergangenheit der gelben Busse zu schauen.

Südostschweiz
14.06.19 - 16:01 Uhr
Leben & Freizeit

Es ist der 15. Juni 1919: Zwischen Reichenau und Flims verkehrt ein ominöses Gefährt. Es ist das erste Postauto Graubündens. Die Aufnahme des Postautobetriebs war damals eine Besonderheit, waren im Kanton zu dieser Zeit doch Automobile verboten. 

Mittlerweile sind 100 Jahre ins Land gezogen. Vor der Motorisierung der Strecke Reichenau-Flims benötigte die Pferdepost für die 13 Kilometer lange Strecke fast drei Stunden. Mit dem Einzug des Postautos konnte die Strecke fortan in der Fahrzeit von 1 Stunde 10 Minuten zurückgelegt werden. Doch längst nicht alle waren von dieser Entwicklung begeistert. Die Bündner Stimmvolk stimmte zweimal gegen die Einführung von Automobilen. Aber auch von Pferdepost-Betreibern gab es verständlicherweise Widerstand. Die damalige Stimmung zeigt dieses Flugblatt aus dem Jahre 1925 auf: 

AUTOMOBIL CLUB SCHWEIZ

Es gab Ausnahmen, nämlich für die Armee und für – eben – die ersten Postautos. Das Postauto zwischen Reichenau und Flims Waldhaus fuhr vorläufig nur während den Sommermonaten, im Winter verkehrte noch ein paar weitere Jahre die Pferdepost mit Kutschen. Das hatte aber vor allem technische Gründe, denn die ersten Fahrzeuge waren auf den winterlichen Strassen kaum einsatzbereit. Gegen Ende der 1920-er Jahre war der Übergang von der Pferdepost zum Postauto im Kanton Graubünden dann aber vollzogen.

Von Einzelnen – zu Millionen von Gästen

Der Rest sei eine einzige Erfolgsgeschichte, wie es in einer Mitteilung heisst. 50 Jahre nach der ersten Postautofahrt wurden bereits rund 880'000 Fahrgäste jährlich befördert. 2018 ist diese Zahl auf eindrückliche 11 Millionen pro Jahr gestiegen. Das Netz von PostAuto in Graubünden erstreckt sich inzwischen auf einer Länge von 2199 Kilometern. Auf 127 Linien bedienen die gelben Fahrzeuge heute 1654 Haltestellen. Gegenwärtig arbeiten in Graubünden 650 Personen für PostAuto.

Erstmals in der Schweiz

Wie es in der Mitteilung weiter heisst, bietet Postauto Graubünden mit den neuen Doppelstock-Postautos Reisebuskomfort. Die Doppelstöcker führen ein rollstuhlgängiges WC mit, was im öffentlichen Linienverkehr der Schweiz ein Novum sei. Walter Schwizer, Leiter Betrieb Ost von Postauto, wagt im Interview mit Radio Südostschweiz eine Prognose für die nahe Zukunft: «In einzelnen Fällen prüft man heute Autos, die autonom betrieben werden können. Aber in den nächsten zehn Jahren wird es ganz bestimmt immer noch Fahrpersonal brauchen». (ham)

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