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Eine Hommage an Bushwick

Unser neuer Kolumnist Luca Brunner lebt zurzeit in der grössten Stadt der USA. Von dort berichtet er alle zwei Wochen über seine Erlebnisse – heute über den «wildesten Club auf dem Planeten Erde».

Linth-Zeitung
18.12.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Die Auszeichnung «Der wildeste Club auf dem Planeten Erde» hat das «House of Yes» in Bushwick von der britischen «Sun» bekommen.
Die Auszeichnung «Der wildeste Club auf dem Planeten Erde» hat das «House of Yes» in Bushwick von der britischen «Sun» bekommen.
PJ LINDEN/SARAH STUVE

von Luca Brunner

YES! Drei Grossbuchstaben prangen an dieser farbenfrohen Wand einer ehemaligen Lagerhalle in meinem Quartier Bushwick. Darin befindet sich das legendäre «House of Yes», welches etwa von der britischen Zeitung «Sun» als «der wildeste Club auf dem Planeten Erde» auserkoren wurde. Von «Deep House Yoga» über erotische Zirkusvorstellungen bis hinzu zur Rollschuhdisco – in diesem Tempel der irdischen und überirdischen Freuden ist alles möglich. Einzige, unabdingbare Bedingung für den Zutritt: ausgefallene Verkleidungen! Da im Innern jedoch ein striktes Fotoverbot herrscht, kann ich an dieser Stelle leider Gottes keine Fotos der glitzernden Flamingo-, Einhorn- oder Astronauten-Kostüme mit euch Lesern teilen. Schade!

Des Weiteren ist Bushwick ein Pilgerort für die Kreativszene. Die Fassaden der zahlreichen, mittlerweile meist umfunktionierten Industriegebäude kommen dank der typischen «Street Art» sehr bunt daher. Berühmtheit erlangte insbesondere ein haushohes Wandbild der New Yorker Rapperin Cardi B, welche sie in der Pose der Mona Lisa zeigt. Darüber hinaus repräsentiert Bushwick die kulinarische Vielfalt New Yorks. Mein Lieblings-Vietnamese Falansai befindet sich nur ein paar Schritte entfernt von der sagenumwobenen Pizzeria Roberta’s und dem besten «Clam Chowder» der Stadt beim Sea Wolf. Zu guter Letzt offeriert einem das Leben hier einen kostenlosen Spanisch-Nachhilfekurs. Mit einem Anteil von über 70 Prozent Lateinamerikanern ist ein «hola, qué tal?» bei Weitem die angebrachteste Alltagsfloskel. Bushwick steht wiederum symbolisch für den schnellen Wandel des soziologischen Biotops New York. Vor der Gentrifizierungs-Welle nach der Jahrtausendwende gab es in Bushwick nämlich fast gleich viele Presslufthämmer wie Einwohner, und die Kriminalitätsstatistik hätte mir und vor allem meinen Liebsten zu Hause in der beschaulichen Schweiz wohl einige schlaflose Nächte beschert. Heutzutage jedoch gibt es nur ein Wort, wenn man mich nach meinem Wohlbefinden in diesem schrillen Quartier fragt: «YES!»

Kontaktieren Sie unseren Autor zum Thema: redaktion@linthzeitung.ch

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