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Die Hecke als Vorratskammer und Durchgangsstrasse

Rund um die Hecke hat es sich am öffentlichen Infoanlass der St. Galler Vernetzungsprojekte der Linthebene gedreht. Dabei zeigte sich, dass Hecken Lebensraum für interessante Nützlinge bieten.

Linth-Zeitung
12.11.18 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Naturerlebnis: Referent Geni Widrig zeigt einen ehemaligen Lebhag, der in eine Hecke aufgewertet wurde.
Naturerlebnis: Referent Geni Widrig zeigt einen ehemaligen Lebhag, der in eine Hecke aufgewertet wurde.
BARBARA SCHIRMER

von Barbara Schirmer

Vier Vernetzungsprojekte gibt es in der Linthebene. Sie reichen von Eschenbach/Rapperswil-Jona über Schmerikon-Bätzimatt via Ricken bis nach Schänis-Benken. Gemeinsam organisierten deren Vertreter einen Infoanlass auf dem Hof von Dominik Glaus in Benken. Dabei stand einen Morgen lang die Hecke im Fokus. «Eine Hecke, zusammen mit einem Krautzaun, ist, ökologisch gesehen, eine der wichtigsten Ausgleichsflächen der Landwirtschaft», betonte der Referent Geni Widrig vom Büro «suisseplan Ingenieure AG».

Unter den rund 40 Interessierten waren längst nicht nur Landwirte vertreten. Auch Privatpersonen nutzten die Gelegenheit, Wissenswertes über Hecken zu erfahren. Diese bietet Lebensraum für verschiedene Tiere.

Ein Blockhaus für das Hermelin

Eines davon ist der Neuntöter, ein Vogel. Widrig betonte: «Für ihn ist es ganz wichtig, dass Dornengestrüppe in der Hecke eingeplant werden.» Der Neuntöter bevorzuge es nämlich, seine Nahrung auf den Dornen aufzuspiessen. «So richtet er sich eine Vorratskammer ein.» Das Hermelin hingegen nutzt die Hecke als Durchgangsstrasse auf seinen Streifzügen. Bis zu zwei Mäuse pro Tag fresse ein Hermelin. Grund genug, diesem Nützling ein spezielles Augenmerk zu schenken, sagte Widrig.

Zum Hermelin übernahm Antonia Zurbuchen von Pro Natura und Leiterin der Geschäftsstelle Kaltbrunner Riet das Wort. Das Hermelin, auch als Wiesel bekannt, sei von Pro Natura zum Tier des Jahres 2018 ernannt worden. Das habe im Kaltbrunner Riet Anlass gegeben, diesem Tier eine Plattform zu bieten. 45 Asthaufen wurden so – auch in Zusammenarbeit mit den Landwirten – erstellt.

Wer so einen Asthaufen errichtet, muss einiges beachten. Zurbuchen erklärte anhand einer Skizze das Vorgehen. Im unteren Bereich wird eine Art Blockhaus mit grösseren Ästen aufgeschichtet. Unter das Blockhaus kommt Laub, überdeckt wird das Ganze mit feineren Ästen – fertig ist das Hermelin-Paradies. Die Stiftung Lebensraum Linthebene unterstütze aktiv Massnahmen zur Wiesel-Förderung im Linthgebiet, erklärte Zurbuchen. Interessierte würden mit einer gezielten Beratung und einem finanziellen Beitrag unterstützt.

Vom Lebhag zur Hecke

Wichtig ist, dass Hecken selektiv gepflegt werden. Langsam wachsende Straucharten, darunter etwa die Stechpalme, können sich nur entfalten, wenn sie Zeit dafür bekommen. Werden alle Sträucher auf einmal auf derselben Höhe geschnitten, entwickeln sich hauptsächlich Schnellwachser. Ganz ähnlich ist es bei einem Lebhag, wo Haselstauden meist dominieren.

Lebhäge sind daher keine Hecken. Sie wurden früher errichtet, um Parzellen abzugrenzen, was der radikale Rückschnitt auf eine Einheitshöhe erklärt. Einen Lebhag lasse sich übrigens aufwerten, so Widrig. Auf einer Parzelle, welche die Familie Glaus bewirtschaftet, konnten die Anwesenden ein solches Projekt betrachten. Einzelne Stöcke wurden vor einigen Jahren entfernt und gezielte Stauden gepflanzt. Eine Hecke entstand und damit wieder Lebensraum für den Neuntöter, das Hermelin und ganz viele andere Wildtierarten.

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