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«Mein Rucksack begleitet mich Tag und Nacht»

Jérôme Stern hat die Rubrik «Schmuckstück» erfunden und in den vergangenen anderthalb Jahren geprägt. Jetzt verlässt er die «Linth-Zeitung» und präsentiert uns zu guter Letzt sein Schmuckstück.

Linth-Zeitung
04.11.18 - 04:34 Uhr
Leben & Freizeit
Ohne seinen Rucksack ist Jérôme Stern kaum je anzutreffen.
Ohne seinen Rucksack ist Jérôme Stern kaum je anzutreffen.
ELVIRA JÄGER

von Elvira Jäger

Bis jetzt waren Sie der Interviewer, heute sitzen Sie auf der anderen Seite. Ein gutes Gefühl?
Ich habe rund 80 Menschen und ihre Schmuckstücke porträtiert. Jetzt kommt für mich halt die Retourkutsche. Ich lasse es einfach über mich ergehen. Die Rubrik lag mir immer am Herzen, war sozusagen mein Baby. Es war schön, all diese Menschen ein bisschen näher kennenzulernen.

Im Vorgespräch haben Sie Ihre Stichsäge als Schmuckstück angekündigt, jetzt haben Sie sich für Ihren Rucksack entschieden. Warum?
Ich wollte etwas mitbringen, das mich im Alltag ständig begleitet. Und das ist nun mal der Rucksack. Mit der Stichsäge arbeite ich ja nicht jeden Tag.

Wie kamen Sie zu diesem Rucksack?
Er ist ein Geschenk meiner Freundin und gehörte vorher mehrere Jahre lang ihr. Er ist bestimmt 15 Jahre alt.

Warum hat sie ihn Ihnen geschenkt?
Ich lief früher immer mit einer seitlichen Umhängetasche durch die Gegend. Eines Tages, vor rund zwei Jahren, bekam ich plötzlich Schmerzen in der Schulter, genau dort, wo der Tragriemen auflag. Da musste ich notgedrungen auf etwas Neues umstellen, und da schenkte mir meine Freundin ihren Rucksack.

Beschreiben Sie ihn doch ein wenig.
Er besteht aus einem Baumwoll-/Kunststoffgewebe, einem sehr guten, beständigen Material. Die Marke heisst Kipling. Was ich besonders schätze, sind die Tragriemen. Sie schneiden nicht ein, weil sie breit und gepolstert sind.

Was transportieren Sie in Ihrem Rucksack?
Alles. Wenn ich auf Reisen bin, immer ein Buch – und zwar ein gebundenes, kein Taschenbuch. Dann Äpfel, Sandwiches, Zigaretten, meine Brille, Zeitungen, Magazine.

Damit ist er aber schon ziemlich voll?
Für eine Wasserflasche hat es immer noch Platz. Ebenso für meine zwei Handys.

Wie gelingt es Ihnen, im Rucksack Ordnung zu halten? Hat er viele separate Fächer?
Leider hat er nur zwei Fächer. In der Aussentasche versorge ich die Brille und die Handys. Der ganze Rest kommt ins grosse Fach.

Dann sind Sie in Ihrem Rucksack sicher ständig am Wühlen und am Grübeln?
Häufig ja. Aber immerhin weiss ich jeweils, was zuunterst liegt.

Wohin begleitet Sie Ihr Schmuckstück vor allem hin?
Überall hin, mein Rucksack ist immer dabei. Wenn ich ein Konzert gebe, verstaue ich Mikrofone und Textblätter darin, wenn ich beruflich unterwegs bin, meine Notizblöcke, mein Schreibzeug und die Kamera. Ich gehe auch mit dem Rucksack einkaufen. Er war schon multifunktional, bevor es das Wort überhaupt gab.

Wie schaffen Sie es, dass er immer noch so schön aussieht?
Er leidet tatsächlich, liegt häufig am Boden herum und muss auch sonst einiges aushalten. Ich verwöhne ihn also nicht gerade, wasche ihn jedoch regelmässig einmal im Monat. Er soll ja nicht unansehnlich werden.

Sie denken also noch lange nicht ans Entsorgen?
Nicht, bevor er nur noch aus Fetzen besteht. Und das wird hoffentlich erst in ferner Zukunft der Fall sein. Ich hatte auch andere Rucksäcke, grössere, neuere. Aber ich bin jedesmal reuevoll zu diesem zurückgekehrt.

Allrounder mit Hang zu Sprache und Musik
Jérôme Stern wurde 1960 geboren und wohnt in Stäfa. Er ist seit vielen Jahren als Journalist unterwegs und war die letzten viereinhalb Jahre Redaktor bei der «Südostschweiz», jetzt «Linth-Zeitung». Nun wechselt er zu den «Obersee Nachrichten». Stern war auch schon Immobilienmakler in New York, arbeitete im Service, vor allem aber schreibt und komponiert er alle Songs für seine Band Streetwise Supercat.

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